Diese Frage wurde kürzlich beim Festival FAQ Bregenzerwald gestellt. Ybbsitz, eine kleine Gemeinde im niederösterreichischen Alpenvorland hat sie längst mit einem klaren „nein“ beantwortet und ein Kompetenzzentrum für das Schmiedehandwerk errichtet. Am 18. September 2016 findet dort der jährliche Messermarkt statt, Grund genug, uns die Initiative genauer anzusehen. Durch die Nähe zum steirischen Erzberg, Waldreichtum und Wasserkraft entwickelte sich Ybbsitz zu einem lokalen Zentrum der Eisenverarbeitung in der Eisenwurzen, das im 16. Jahrhundert seine Hochblüte erlebte. Zahlreiche gut erhaltene montanhistorische Baudenkmäler bezeugen die einstige wirtschaftliche Bedeutung des Ortes und sind heute in touristische Konzepte eingebunden. Denn die Eisenverarbeitung ist längst kein Wirtschaftsfaktor mehr, was geblieben ist, ist das Bekenntnis zur Erhaltung und Belebung des Schmiedehandwerks.
2006 wurde in einem historischen Haus am Marktplatz das FeRRUM eröffnet, ein multimediales Erlebnismuseum, das auf anregende Art und Weise die Welt des Eisens vermittelt. Um ein Handwerk, das weitgehend durch maschinelle Produktion ersetzt worden ist, am Leben zu erhalten ist es unumgänglich, die Jugend einzubinden. In Ybbsitz versucht man das durch die Gründung der NÖ Schmiedeakademie, die im Rahmen der Kreativakademien Niederösterreich den Jugendlichen eine Plattform bieten möchte, auf der sie ihre Talente entdecken und entfalten können. Das Metallkurszentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, „allen mit der Metallbearbeitung befassten Personen (Schmied, Schlosser, Metallgestalter, Designer etc.) das Bildungsgut auf authentischen Arbeitsplätzen zu vermitteln. Vom Spezialkurs für Metallbearbeiter in der Werkstätte Eybl über kunsthandwerkliche Wochenendveranstaltungen bis hin zum klassischen Hobby-/Anfängerschmiedekurs im Fahrngruber Hammer reicht das Angebot, das in das gewachsene Ambiente der Ybbsitzer Schmiedemeile eingebunden ist“[1]. Entlang der Schmiedemeile, die sich vom Markplatz entlang des Prollingbaches über 3 km nach Süden zieht, findet alle 2 Jahre das Ferraculum, eines der größten Schmiedefestivals Europas, statt. Ybbsitz ist auch Mitglied im Ring der Europäischen Schmiedestädte, der sich zum Ziel gesetzt hat, „die regionale Vielfalt des Schmiedehandwerks und der Metallgestaltung in der globalen Einheit Europas auf allen Ebenen zu fördern“[2].
All das hat dazu beigetragen, dass das Schmieden in Ybbsitz 2010 in das UNESCO Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde. Die Gemeinde setzt parallel dazu mit dem Bekenntnis zu Baukultur und Dorf- und Stadterneuerung weitere Schritte zur Entwicklung einer lebenswerten Region und im Kampf gegen Abwanderung.Alles in allem richtige und wichtige Schritte, wobei unserer Meinung nach das Ferraculum durchaus das Potenzial hätte, eine Brücke in Richtung 21 Jh. zu schlagen. Im Sinne neuer Trends im Kulturtourismus könnte das die Entwicklung einer App zur Erstellung einer Customer Journey für die Region sein, die gleichzeitig die Information, welche Schmiedemeister wo zu finden sind und welches ihre Spezialisierungen sind, leichter zugänglich machen könnte.
So hat beispielsweise der Eybl Hammer eine spannende Revitalisierungsgeschichte. 1999 wurde das Hammerwerk von Sepp Eybl erworben und in mühevoller dreijähriger Arbeit mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes, der NÖ Kulturabteilung und der Gemeinde Ybbsitz restauriert. Schmiedemaschinen und Werkzeuge wurden wieder instandgesetzt, besondere Attraktion sind die beiden Schmiedehämmer. Hauptziel, so Sepp Eybl, sei die lebendige Auseinandersetzung zwischen alter Kulturform / Handwerk und neuer Kunst über das Material Eisen, ein Echoraum sei so entstanden. Dort findet auch das FerROCKulum statt, mit Musik, ebenso heiß, wie das glühende Metall und Austausch- und Treffpunkt für die Schmiede aus ganz Europa!
Weiter Infos:
Messermarkt
FeRRUM
Information und Anmeldung zur Schmiedeakademie:
Mittelschule Ybbsitz, Dir. Leo Lugmayr
mittelschule@ybbsitz.at, Tel. 07443/86240 oder 0676/605 96 44