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Virtuos: Handwerk und Hightech

Werner flötenwerkstatt_werner_tomasiTomasi ist es gelungen, trotz „fehlender“ klassischer Handwerkslehre, eine Werkstatt mit internationalem Ruf aufzubauen. Neben seiner aktiven Karriere als Musiker in den 1980er Jahren beschäftigte er sich gemeinsam mit einer Kollegin, wie die sogenannten Kopfstücke „optimiert“ werden könnten. Das war der Beginn seiner Werkstatt – Karriere. „Der Tomasi“ war in den Anfängen ein Geheimtipp unter FlötistInnen, wenn’s um eine schnelle und fachmännische Reparatur ging. Das war dem gebürtigen Osttiroler zu wenig, in ihm schlummert auch ein Pioniergeist.

Werner Tomasis Zugang zum Flötenbau ist durch sein Studium und die reiche Konzerterfahrung sehr komplex. Er kennt die spezifischen Ansprüche des Flötisten/der Flötistin und der SchülerInnen – sei es musikalisch oder technisch – sehr genau. Dieses Wissen, kombiniert mit handwerklichem Geschick und Interesse an neuester Technik, bilden einen optimalen Grundstock.

Durch intensive Forschung ist ihm die Konstruktion eines Kopfstückes gelungen, mit dem er weltweit reüssieren konnte. Dies war nur möglich, indem er einen internationalen Vertrieb für sich gewinnen konnte. Allein schon die Patentkosten für eine Erfindung gehen in die 100.000nde von Euro und sind für eine kleine Werkstatt nicht leistbar, so Werner Tomasi.flötenwerkstatt_kopfstück1 Die Grundlage für die Produktion seiner exklusiven Kopfstücke bildet eine Präzisionsmaschine, die für die Erstellung der Basisform verwendet wird. Um aber die herausragende Tonqualität zu erreichen, benötigt es genaueste Handarbeit. Somit wird jedes Stück ein Unikat und eine Kostbarkeit für hochkarätige Künstler. Neben diesem sehr hochpreisigen Spezial-Instrument aus Meisterhand gibt es auch eine günstigere Version, die Tomasi-Flöte.

Auf die Frage, wie Werner Tomasi übergreifende Kooperationen im Handwerk sieht: „Mein Credo ist es, über den eigenen Tellerrand hinausschauen, umschauen und mit anderen Fachgruppen austauschen. Da spielt auch die Überlegung hinein, wo kann ich sinnvoll eine Maschine einsetzen und wo ist die Handarbeit unabdingbar um beste Qualität zu erzeugen. Gerade in Japan sind sie da wahre Meister.“

„Besonders spannend finde ich für mich das Uhrmacherhandwerk und auch die Autoindustrie. Die sind, was Serienproduktion und Handwerk auf hohem Niveau anlangt, weit voraus. Da kann man sich wertvolle Tipps holen und für die eigene Werkstatt adaptieren. Es geht um ein ständiges Weiterentwickeln und Perfektionieren der eigenen handwerklichen Fertigkeiten.“  flöttenwerkstatt3

Auch zur Situation im Handwerk hat Herr Tomasi sich schon viele Gedanken gemacht. Sein eigener, sehr steiniger Weg bis zur offiziellen „Erlaubnis“ eine Werkstatt zu gründen hat ihn nachdenklich gestimmt.
„Besonders hinderlich finde ich die rigide Auslegung, was jedes Handwerk darf und nicht darf. Warum sind gewisse Handwerke nach wie vor „geschützt“? (Das geht auf eine Historie, die 200 Jahre alt ist, zurück) Was ist mit den ganzen neuen Berufen, wie z.B. IT-Berufe? Warum sind die nicht geschützt, wieso brauch ich da keine Gesellenprüfung? Das ist doch mehr ein Verhindern statt zu bewahren und zu fördern. Die letzten Jahre haben sich sehr viele neue Berufszweige entwickelt und auch die Handwerksberufe haben sich verändert.
Das kleinliche Spartendenken ist da absolut nicht mehr förderlich. Ein Beispiel: ein Geigenbauer darf z.B. keinen Bogen bauen, das sagt doch schon alles. Da greift auch das Argument „Qualitätssicherung“ nicht mehr bei mir.“flötenwerkstatt_a

Zum Thema Ausbildung hat Werner Tomas auch so einige Vorschläge und Anregungen: „Ich spreche da jetzt natürlich für meinen Bereich, da ich mich da am Besten auskenne. Es wäre doch taktisch sehr klug, wenn man eine Möglichkeit finden würde, Studienabbrecher oder ausgebildete Musiker, die sich beruflich umorientieren, für das Handwerk zu begeistern. Diese Symbiose aus einem breiten musikalischen Wissen und dem Handwerk würde eine ganz neue Qualität hervorbringen. Allerdings ist die derzeitige Vorschrift, wie eine Ausbildung zu sein hat damit ich ein Handwerk ausüben darf, nicht sehr einladend.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass bei diesen Studien gleich zusätzliche Qualifikationen, wie z.B. betriebsrechtliche Strukturen, Management, handwerkliche Fähigkeiten usw. angeboten werden. Das wäre doch ein zweites Standbein.“

Für seine Erfindung hat Werner Tomasi bereits internationale Preise erhalten u.a. den Red Dot Design Award.

Kontakt: Wiener Flötenwerkstatt, http://www.flute.at
Neulinggasse 20, 1030 Wien, Tel:  +43 (1) 712 35 66

Fotocredit: Barbara Tomasi

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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