Ein „Schmuckstück“ muss sich entwickeln, wachsen und sollte im besten Fall ein ganzes Leben gefallen.
Schon als Kind war ich eine Sammlerin, ob Muscheln, Steine, Federn und was sich noch so zu Objekten, Schmuck verarbeiten ließ, wanderte in meine Taschen. Mein Zugang zum Handwerk wurde mir quasi schon in die Wiege gelegt. Meine Eltern haben einen Installateur Betrieb und auf das bin ich sehr stolz. Meine Mutter war eine der wenigen Installateurmeisterinnen in der damaligen Zeit.
Nachdem mir in der 5. Klasse Gymnasium der Sinn absolut nicht mehr nach Schule stand, habe ich meine klassische Schullaufbahn, zum Leidwesen meiner Eltern, abgebrochen. Nachdem meine ausgeprägte Fantasie und Geschicklichkeit nicht unbemerkt geblieben sind, lag eine Ausbildung im Kreativ- oder Handwerksbereich nahe. Bei uns in Kärnten gibt es eine sehr gute Kunstschule in der auch eine Goldschmiedeausbildung angeboten wird. Für die habe ich mich dann auch entschieden. Eine Aufgabenstellung der Aufnahmeprüfung, eine perspektivische Zeichnung eines Herdes, amüsiert mich heute noch.
Meine bevorzugten Materialien, das ist auch der rote Faden in meiner Schmucklinie, sind farbige Steine, es gibt kaum ein Stück in dem nicht ein Stein verarbeitet ist.Die Auswahl des Materials, mit dem ich dann arbeite, entscheidet der Stein, was das den Stein am besten trägt. Wenn ich einen Stein sehe, angreife, habe ich schon eine Idee im Kopf, weiß ich sofort: das wird ein Anhänger, Ring oder Ohrring… Es passiert natürlich auch, dass sich eine Idee während des Arbeitens in eine ganz andere Richtung entwickelt, das ist das Spannende bei meiner Arbeit. Das setzt aber auch eine gewisse Offenheit und Flexibilität voraus.
Neben dem Anfertigen meiner eigenen Kollektion, schätze ich es auch sehr, ein Schmuckstück für Kunden ganz individuell anzufertigen. Die Gespräche, das gemeinsame Überlegen und Aussuchen der Materialien sind eine wunderschöne Aufgabe und wenn am Ende die Vorstellung noch übertroffen wurde, bin ich zufrieden. Diesen Prozess erleichtert auch, dass meine Werkstatt direkt im Geschäft integriert ist: Kunden können während der Anfertigung immer wieder kurz vorbeischauen und ich kann eventuelle Wünsche berücksichtigen. Für mich ist es sehr berührend, wenn ich nach Jahren Menschen treffe, mit denen ich gemeinsam die Eheringe entworfen habe und sie mit ihren Ringen immer noch glücklich sind.
Durch die Sichtbarmachung des gesamten Prozesses ist es für die Kunden nachvollziehbar und die Wertschätzung für ein handgefertigtes Stück steigt. Dadurch wird der Unterschied zwischen einem maschinengefertigten und einem handgefertigten Objekt transparent.
Das Handwerk des Goldschmiedes setzt neben dem Gespür für Materialien, Formen usw. auch Genauigkeit und handwerkliches Geschick voraus. Das unterscheidet mich auch von einer Künstlerin: ich liebe diesen Gedanken des „handwerkens“, die Fuge mit aller Präzision anzufertigen, das Material entscheiden zu lassen, das ist für mich Handwerk. Es sind diese elemanteren Fertigkeiten, die einem nach drei Wochen üben in der Ausbildungszeit total anöden, aber einmal gut gelernt, kann man darauf aufbauen und seine eigene Arbeitstechnik entwickeln.
Eine Erweiterung meines Wissens, meiner Möglichkeiten, ist die Kooperation mit anderen Sparten. Meine Leder-Taschenkollektion setzte ich gemeinsam mit einem Sattlermeister in Kärnten um. Das gemeinsame Überlegen, ausprobieren, wie Leder und Schmuck eine Harmonie ergeben, ist oft ein langer Prozess und setzt Respekt vor dem jeweiligen Handwerk voraus. Auch die Vernetzung in der eigenen Sparte finde ich bei Goldschmieden eigentlich ganz gut, der Austausch funktioniert, könnte aber natürlich noch intensiviert werden.
Bei meiner Auswahl der Materialien lege ich großen Wert auf Fairtrade, das heißt, ich beziehe meine Materialien nur von Schmuckbörsen, die dieses Zertifikat haben. Das bedeutet, dass die Produkte in ökologischer (umweltschonende Mittel zB. ohne Quecksilber,…) und in sozialer Hinsicht (gerechte Entlohnung, keine Kinderarbeit) fair abgebaut werden.
Um noch einmal auf die Ausbildung zurück zu kommen: ich habe zwar die Meisterprüfung und Befähigung Lehrlinge auszubilden, aber für einen Betrieb in meiner Größenordnung ist es mit den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht finanzierbar. Die Lehrlingsausbildung, denke ich, sollte prinzipiell neu überdacht werden, nämlich für beide Seiten.
Was mich ein Leben lang schon begleitet, ist meine Offenheit gegenüber anderen Kulturen, meine Neugierde und auch der Mut einmal etwas zu tun, was nicht bequem ist. Das habe ich auch meinen Eltern zu verdanken, sie haben meine Träumereien und Visionen immer unterstützt und mich dadurch auch in meinem Selbstwertgefühl bestärkt.
Michaela Arl del Lima
Kontakt:
la petite boutique, showroom&atelier, lindengasse 25, 1070 wien
tel: 0043.676.84677010, http://www.michaelaarldelima.com
Für mich muss ein „Schmuckstück“ sich entwickeln, wachsen und sollte im besten Fall ein ganzes Leben gefallen.
Diese Aussage trifft es aufm Punkt, des weiteren sind es oft zu mal Einzelstücke,
welche besonders an Bedeutung gewinnen, zb. bei einem Verlobungsring etc.
Ich bin immer wieder gerne bei Michaela Arl del Lima!
GROßE KLASSE => MICHAELA & IHR KÖNNEN !!!
Liebsten Gruß . STUARD
Spät aber doch…
Vielen herzlichen Dank, geben wir gerne weiter!
Liebe Grüße.ManufakturLab-Team